Konjunkturumfrage: Optimismus trotz Absatzsorgen im In- und Ausland

Konjunkturumfrage: Optimismus trotz Absatzsorgen im In- und Ausland

In der Konjunkturumfrage wurden Zentralschweizer Unternehmen zu ihren gegenwärtigen Geschäftsgängen, Herausforderungen und Prognosen befragt. Die Mehrheit der Zentralschweizer Unternehmen schätzt ihre aktuelle Geschäftslage positiv ein und zeigt sich für das erste Halbjahr 2025 zuversichtlich. Während exportorientierte Unternehmen und die Industrie weiterhin mit Herausforderungen kämpfen, ist die Lage insbesondere im Dienstleistungssektor zufriedenstellend. Die grössten Sorgen bereiten den Firmen Absatzprobleme im In- und Ausland, während der Fachkräftemangel deutlich an Bedeutung verloren hat

Die aktuelle Geschäftslage der Zentralschweizer Wirtschaft zeigt sich grundsätzlich robust: 55 Prozent der 115 befragten Unternehmen bewerten ihre wirtschaftliche Situation als gut oder sehr gut, ein Drittel stuft sie als befriedigend ein. Allerdings offenbart der Blick in die einzelnen Branchen deutliche Unterschiede: Während im Dienstleistungssektor knapp zwei Drittel der Firmen ihre Lage positiv einschätzen und keine einzige der 38 Antworten negativ ausfällt, kämpft die Exportwirtschaft mit Gegenwind. Ein Viertel der exportorientierten Unternehmen bewertet den Geschäftsgang als schlecht oder sehr schlecht. Noch kritischer zeigt sich die Gesamtindustrie, wo der Anteil negativer Einschätzungen bei 32 Prozent liegt. Nur noch 39 Prozent der Industrieunternehmen – 8 Prozentpunkte weniger als im Mai 2024 – bezeichnen ihre Lage als gut oder sehr gut.

Absatzprobleme dominieren weiterhin die Sorgenliste der Zentralschweizer Unternehmen. Rund ein Drittel berichtet von Schwierigkeiten im Inland. Deutlich verschärft hat sich die Situation auf den ausländischen Märkten: Mit einem Anteil von 31 Prozent aller Antworten rücken die Auslandssorgen auf Platz zwei der häufigsten Herausforderungen vor. Bei den exportierenden Unternehmen sind sogar zwei Drittel von Absatzschwierigkeiten im Ausland betroffen. Arbeitsausfälle folgen auf dem dritten Platz, auch wenn deren Anteil leicht von 22 auf 20 Prozent gesunken ist. Bemerkenswert ist der starke Rückgang beim Fachkräftemangel: Klagten im Mai 2024 noch 25 Prozent der Unternehmen über zu wenig Personal, sind es im Dezember nur noch 16 Prozent. Energiesorgen beschäftigen nur noch 5 Prozent der Befragten, und kein einziges Unternehmen meldet Solvenzprobleme.
 

Für das erste Halbjahr 2025 überwiegt der Optimismus. 61 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung des Geschäftsgangs, während nur 9 Prozent eine Verschlechterung erwarten. Auch in der Industrie (43 Prozent) und bei exportorientierten Unternehmen (41 Prozent) überwiegen die positiven Aussichten. Lediglich jedes zehnte Unternehmen befürchtet eine weitere Verschlechterung der Margensituation.

 

Als grösstes Konjunkturrisiko der kommenden sechs Monate nennen die Unternehmen ein unterdurchschnittliches Wachstum der Weltwirtschaft, insbesondere in Europa. Häufig genannt werden auch negative Nachfrageschocks (11,5 Prozent) und Wechselkursrisiken. Geopolitische Spannungen, vor einem halben Jahr noch mit über 20 Prozent die meistgenannte Sorge, landen mit 8,3 Prozent nur noch auf Platz vier. Neu in den Fokus rücken Handelshemmnisse – wohl eine Folge der Wahl Donald Trumps als US-Präsident – die von 3,1 Prozent der Befragten als Risiko genannt werden.

Die wirtschaftlichen Unsicherheiten spiegeln sich in der Investitionsplanung wider: Mehr als die Hälfte der Unternehmen plant unveränderte Investitionen, 12 Prozent rechnen mit einem Rückgang. Auch beim Personal zeigt sich Zurückhaltung: Zwar erwägen mit 9 Prozent weniger Firmen einen Stellenabbau als noch im Mai (13 Prozent), gleichzeitig planen aber auch nur noch 26 Prozent eine Aufstockung – im Vergleich zu 30 Prozent vor sechs Monaten.
 

Für Fragen und Anmerkungen:

Yves Spühler | Leiter Wirtschaftspolitik und Ökonomie

Informationen zur Umfrage

Die Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ führt in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsdachorganisation economiesuisse halbjährlich eine Konjunkturumfrage direkt bei den Mitgliedunternehmen durch. Im Vordergrund stehen die Sorgen der Zentralschweizer Unternehmen, der gegenwärtige Geschäftsgang und der konjunkturelle Ausblick. Die Umfrage wurde von 115 Zentralschweizer Unternehmen und 217 Unternehmen aus anderen Regionen ausgefüllt. Die Erhebung fand zwischen dem 5. und 27. November 2024 statt.

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