Zentralinfo 01/2025 «Kommunikation»: Schlüssel zu mehr unternehmerischem Spielraum

Zentralinfo 01/2025 «Kommunikation»: Schlüssel zu mehr unternehmerischem Spielraum

Lobbying hat ein Imageproblem – zu Unrecht. Die Früherkennung politischer Spannungsfelder und die Beeinflussung politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen zählen heute zu den zentralen Managementaufgaben, die nach einem strategischen Ansatz verlangen.

Lobbying klingt nach Macht und Einfluss, nach schummrigen Hinterzimmern und nach «House of Cards». Doch in erster Linie bedeutet Lobbying sorgfältige Analysearbeit, aktive Netzwerkpflege und viel polittaktisches Gespür. Lobbying ist ein zentraler Bestandteil unserer partizipativen Demokratie; so ist das Vernehmlassungsverfahren im Kern nichts anderes als institutionalisiertes Lobbying. Die Akteure bringen ihre Positionen und ihr Fachwissen ein, um einen mehrheitsfähigen Kompromiss zu schmieden. Das Schweizer Milizsystem lebt von diesem – gewollt – engen und direkten Austausch zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.

Nach unserer Praktiker-Definition verstehen wir Lobbying als eine Teildisziplin der weiter gefassten Disziplin Public Affairs. Public Affairs, sinngemäss zu verstehen als die Aussenpolitik einer Organisation, gewinnt angesichts wachsender gesellschaftlicher Erwartungen und Sorgfaltspflichten von Unternehmen an Bedeutung. Verkürzt gesagt zielt Public Affairs darauf ab, Verständnis für ein Anliegen zu schaffen, die eigene Glaubwürdigkeit und Reputation als Absender zu stärken, den eigenen Einfluss zu erhöhen und schliesslich beim Gegenüber Akzeptanz für das eigene Anliegen zu schaffen. Eine strategische Sichtweise auf die gesellschaftliche Verantwortung und Reputation der eigenen Organisation in der Öffentlichkeit ist in der heutigen Managementpraxis zentral – insbesondere, um den unternehmerischen Handlungsspielraum zu erhalten oder auszubauen. Das Bewusstsein, dass «gute Politik» im Interesse des Landes erst durch den Austausch von Interessen entsteht, ist in der Schweizer Konsensdemokratie fest verankert.

Die Mitwirkung von Unternehmen ist vor diesem Hintergrund nicht nur legitim, sondern explizit erwünscht als Voraussetzung für ebendiese gute Politik. Public-Affairs-Mitarbeitende agieren als Vermittler und Übersetzer zwischen der unternehmerisch-marktwirtschaftlichen und der politischen Rationalität – sie tragen Anliegen aus der Unternehmenswelt in die Politik und umgekehrt.

Public Affairs, als strategische Disziplin verstanden, erfordert einen ganzheitlichen Stakeholder-Ansatz. Nicht nur Politiker sind einzubeziehen, sondern auch die Verwaltung, Medien, NGOs, Pressure Groups und die breite Öffentlichkeit. Die Digitalisierung verändert auch die Public-Affairs-Arbeit: Die direkte Ansprache über Social Media und digitale Kanäle ermöglicht es Unternehmen oder Interessengruppen, breite Unterstützung für ein Anliegen zu gewinnen und Anhänger zu mobilisieren. Die öffentliche Meinungsbildung wird komplexer und schnelllebiger – das Phänomen Shitstorm lässt grüssen.

Public Affairs ist ein Marathon, kein Sprint.

Mehr denn je benötigen Unternehmen ein professionelles Monitoring und Issue-Management, um relevante Themen frühzeitig zu erkennen. Trotz der technologischen Entwicklungen bleibt der persönliche Kontakt in der Interessenvertretung zentral. Vertrauensvolle Beziehungen zu Entscheidungsträgern aufzubauen, erfordert Zeit und Kontinuität; hier zeigt sich der Wert eines breiten, gewachsenen Netzwerks. Public Affairs ist ein Marathon, kein Sprint. Doch der Einsatz lohnt sich: Unternehmerinnen und Unternehmer, die in ihren Einfluss auf das regulatorische Umfeld investieren, können heikle Regulierungspläne antizipieren und sichern sich so wertvollen unternehmerischen Handlungsspielraum.

Autor:
Lisa Kneubühler, Managing Partner furrerhugi AG

Zur Bildwelt des Magazins:
Im Zentrum der Zentralinfo-Ausgabe 01/25 steht das Thema «Kommunikation». Kommunikation ist die Kunst der Verständigung. Dazu nutzen wir sprachliche Werkzeuge wie die Stimme, Gesten oder die Schrift. Professionelle Kommunikationsarbeit setzt diese Werkzeuge strategisch ein, um die Aufmerksamkeit zu verstärken und ihre Wirkung zu maximieren. Die Bildreihe dieser zentralinfo-Ausgabe schlägt eine sinnbildliche Brücke zwischen den Mitteln der strategischen Kommunikation und den dazu passenden Satzzeichen.

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