Zentralinfo 02/2025 «Raum»: Die (Zentral)Schweiz ist ein Raumfahrt-Hotspot

Zentralinfo 02/2025 «Raum»: Die (Zentral)Schweiz ist ein Raumfahrt-Hotspot

Schauen Sie bei sternenklarer Nacht wieder einmal aufmerksam ins All! Sie sehen dann unzählbare fixe Himmelskörper: Planeten, Sterne, Galaxien… Die sich sichtbar bewegenden Lichter dagegen sind keineswegs nur Flugzeuge, sondern sehr oft Satelliten, die, auch dank und mit «Swissness», ab rund 250 Kilometern Höhe um die Erde kreisen.

So weit weg der Weltraum von der Zentralschweiz ist, er ist auch hier im Alltag sehr präsent. Heutzutage geht die Raumfahrt weit über Weltraumforschung und (in unseren Zeiten wieder sehr konkret angedachte) Flüge von Astronauten zum Mond und womöglich zum Mars hinaus. Wir nutzen Satelliten zur Navigation, Telekommunikation, Wettervorhersage oder zur Beobachtung des Klimawandels.

Als eine der Raumfahrtnationen der ersten Stunde war die Schweiz bereits beim Bau des ersten europäischen Satelliten und bei den Apollo-Flügen der USA zum Mond beteiligt.

Das SSO und die ESA – unsere Raumfahrtagentur
Das Swiss Space Office SSO verantwortet als Abteilung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation die Vorbereitung und Umsetzung der Schweizer Weltraumpolitik, dient als Raumfahrt-Kompetenzzentrum der Bundesverwaltung und ist für die Mitgliedschaft der Schweiz bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA verantwortlich. Als eine der Raumfahrtnationen der ersten Stunde war die Schweiz bereits beim Bau des ersten europäischen Satelliten und bei den Apollo-Flügen der USA zum Mond beteiligt. Sie war auch eines der zehn Gründungsmitglieder der ESA, die dieses Jahr ihr 50-Jahr-Jubiläum feiert. Unser Land setzt also im Weltraumbereich bewusst auf eine enge Zusammenarbeit mit internationalen Partnern und mit der Inanspruchnahme der ESA als Raumfahrtagentur für die Schweiz. Dies sichert unserer Wissenschaft und Industrie den Zugang zu europäischem Wettbewerb und zu Beschaffungen und ermöglicht ihr die Nutzung und Weiterverarbeitung von Daten, die dank internationalen Missionen gewonnen werden. Oberstes Gremium der ESA ist der Rat. Dieser trifft sich auf Delegiertenebene mindestens viermal pro Jahr. Und auf Ministerebene werden mindestens alle drei Jahre die grossen gemeinsamen weiteren Schritte und Missionen geplant und über entsprechende Zeichnungen der Länder bezüglich ihrer Mitfinanzierung abgesichert. Über diverse ESA-Programmräte werden aktuell über 60 Programme in allen Bereichen der Raumfahrt gesteuert. Die ESA entwickelt dabei auch Satellitensysteme für die Europäische Union und das Wettersatelliten-Programm von EUMETSAT. Das Swiss Space Office gewährleistet, dass die Schweiz in der ESA-Komitologie angemessen vertreten ist. Es dient aber auch als Ansprechpartner für Hochschulen und Firmen, prüft Innovationsanträge und berät und unterstützt interessierte Schweizer Weltraumakteure.

Emmen, Luzern, Hergiswil und Sachseln sind näher am Weltraum als der Pilatus
Was viele nicht wissen: auch in der Zentralschweiz sind verschiedene «Raumfahrtchampions» ansässig. Von kleinen, aber feinen elektronischen Sicherungen (Schurter) über Motoren, die selbst den unwirtlichen Verhältnissen auf dem Mars trotzen (Maxon Motor), bis zu den Nutzlastverkleidungen der Trägerrakete Ariane 6 (Beyond Gravity) mischen diverse zentralschweizerische Firmen mit. Und die Fachhochschule Luzern beherbergt das schweizerische User Support and Operations Center (USOC) der ESA; bekannt als BIOTESC unterstützt es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Durchführung von Experimenten in der Schwerelosigkeit auf der Internationalen Raumstation (ISS).

Raumfahrt – eine Chance für innovative Schweizer Forschung und Industrie
Raumfahrt ist zwar nach wie vor kostenintensiv, doch die Investitionen lohnen sich aufgrund der vielfältigen und unverzichtbaren täglichen Anwendungen. Mit den Trägerraketen der Zukunft dürfte der Zugang zum Weltraum weiter erschwinglicher werden und neue Möglichkeiten für Forschung und Industrie in Bereichen wie Pharmazeutik, Halbleiter oder orbitale Rechenzentren eröffnen.

Autor
Dr. Renato Krpoun, Leiter Swiss Space Office, Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation

Zur Bildwelt des Magazins:
Ein Raum wird erst zum Raum, wenn er Grenzen hat. Auch der Wirtschaftsraum braucht Leitplanken. Nur die Natur hält sich nicht immer an die von uns vorgegebenen Räume und Grenzen. Sie findet immer einen Weg, sie zu überwinden. Räume sind dennoch wichtig und omnipräsent. Manchmal sichtbar, manchmal nur in unserer Vorstellung. Manchmal beengend, manchmal offen, mit Lücken. Wir haben sie eingefangen und festgehalten – mit der Bildreihe dieser zentralinfo-Ausgabe.

Kategorien

Ähnliche News