Zentralinfo 03/2024 «Bildungsdschungel»: Wenn es rund läuft
Sich von einer Schwäche ausbremsen lassen? Nicht die Art von Mattia Albanese. Der 18-Jährige hat mittlerweile seine Lehre erfolgreich abgeschlossen und im Pneuhaus eine Festanstellung erhalten. Das ist auch seinem Ausbildungsbetrieb Wiederkehr Pneuhaus und Brändi zu verdanken.
Für das Wiederkehr Pneuhaus war Mattia Albanese die erste Person in Ausbildung mit einer Beeinträchtigung. Die Erfahrungen sind durchwegs positiv, sagt Sandra Bösch-Wiederkehr: „Mattia hat sich schnell in unser Tätigkeitsgebiet eingearbeitet und kann gleichwertig eingesetzt werden. Er ist sehr gewissenhaft, stets motiviert, und so läuft alles sehr erfreulich.“ Ein Glücksfall für das Pneuhaus, denn der Reifenpraktiker-Beruf ist vielen unbekannt. „Daher haben auch wir mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen“, sagt Sandra Bösch-Wiederkehr weiter.
Wege gefunden, um Missverständnisse zu vermeiden
Mattia Albanese fehlte es nie an Engagement. Aber seine Kommunikationsschwäche war anfänglich eine Herausforderung. „Bei Lehrbeginn konnten wir nicht immer abschätzen, ob unsere Weisungen oder Informationen korrekt aufgenommen wurden. In solchen Fällen haben wir uns mit der Familie abgesprochen, um Missverständnisse zu vermeiden“, erklärt Sandra Bösch-Wiederkehr. Gleichzeitig war Aufklärung im Team nötig. Denn zu Beginn war den Mitarbeitenden nicht vollends bewusst, dass Mattia eine Beeinträchtigung hat und welche Konsequenzen diese mit sich bringt. Durch eine klare Kommunikation der Geschäftsleitung hat sich die Situation aber rasch verbessert.
Brändi-Jobcoach als Dreh- und Angelpunkt
Auch Jobcoach Priska Wyss von Brändi ist überzeugt, dass die Persönlichkeit von Mattia Albanese wesentlich zum Gelingen beigetragen hat: „Mattia war bereit, alles zu geben, um in seiner Ausbildung erfolgreich zu sein.“ So war er beispielsweise auch offen, die Berufsschule in Oerlikon zu besuchen, die Priska Wyss für ihn organisiert hatte. Mattia Albanese schätzte die Unterstützung von allen Seiten: „Ich fühle mich beim Wiederkehr Pneuhaus sehr wohl, wir sind wie eine Familie. Bei Fragen wird mir sofort geholfen. Auch Brändi ist für mich sehr hilfreich. Es fasziniert mich, mit Autos zu arbeiten und den Sound zu hören. Da ich später Auto fahren möchte, kann ich durch meine Arbeit jetzt schon Erfahrungen sammeln.“
Eine wertvolle Erfahrung für alle
Erfahrungen sammeln – das gilt auch für Sandra Bösch-Wiederkehr. Sie spricht von „wertvollen und positiven Erfahrungen“. Auch deshalb, weil Brändi immer zur Seite steht: „Wir fühlen uns sehr gut aufgehoben und schätzen die Zusammenarbeit sehr. Priska Wyss informiert gut und setzt sich stark für Mattia und uns als Betrieb ein.“ Ihr Tipp, damit ein solcher Ausbildungsplatz für alle ein Gewinn ist? „Man muss von allen Parteien – Lernender, Eltern und Jobcoach – einen guten Rückhalt spüren, und alle müssen das gleiche Ziel verfolgen. Dann läuft es rund.“ Und wenn es rund läuft, ist alles möglich.
Jedes Unternehmen kann einen Beitrag zur Inklusion leisten. Auch Ihres!
Die Palette reicht von Einzelaufträgen bis hin zu integrierten Produktionen, in welchen beispielsweise ganze Abteilungen mit Menschen mit Beeinträchtigung in Unternehmen aus dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sind. Oder ermöglichen Sie Jugendlichen eine Ausbildung: Im Rahmen von Supported Education unterstützen wir Sie, Jugendliche mit Beeinträchtigung in Ihrem Betrieb auszubilden. Wir zeigen Ihnen gerne weitere Möglichkeiten auf, wie Sie Ihren Beitrag zur erfolgreichen Inklusion leisten können. Gemeinsam machen wir mehr möglich.
Autor:
Matthias Moser, Leiter Marketing und Kommunikation, Stiftung Brändi
Zur Bildwelt des Magazins:
Wer findet sich zurecht im Bildungsdschungel?
Der Weg zum beruflichen Erfolg führt über eine gute Bildung. Das ist keine neue Erkenntnis und darüber sind sich Politik, Wissenschaft und Wirtschaft meist einig. Doch gibt es auch ein Zuviel an Bildung? Und herrscht in der Schweiz inzwischen ein undurchdringbarer Bildungsdschungel? Mit der Bildreihe dieser aktuellen zentralinfo-Ausgabe – übrigens mit KI-unterstütztem Grafikprogramm entworfen – werden zentrale Aspekte und Fragen zur Bildungslandschaft auf einer etwas anderen Ebene beleuchtet.