Zentralinfo 04/2024 «Handel»: Passar – Die Zukunft des Schweizer Handels

Zentralinfo 04/2024 «Handel»: Passar – Die Zukunft des Schweizer Handels

Mit dem Warenverkehrssystem Passar werden Zollprozesse schrittweise vereinfacht, digitalisiert und beschleunigt. Für den Schweizer Handel bedeutet das: mehr Wettbewerbsfähigkeit, weniger bürokratische Hürden und eine bessere Nachverfolgbarkeit der Exporte.

Im internationalen Handel spielt der Zoll eine Schlüsselrolle: Er kontrolliert, ob Vorschriften eingehalten werden, und trägt dazu bei, den Handel sicher und fair zu gestalten. In einem globalisierten und zunehmend technologischen Umfeld stehen Staaten und Unternehmen vor neuen Herausforderungen – es gilt, schneller auf internationale Marktentwicklungen zu reagieren, um mithalten zu können oder sich gar den Vorsprung zu sichern. Das BAZG verfolgt das Ziel, Zollprozesse zu vereinfachen, zu harmonisieren und zu digitalisieren. Bürokratische Hürden sollen abgebaut und Unternehmen administrativ entlastet werden. Das neue Warenverkehrssystem Passar ist ein zentrales Element dieser digitalen Transformation.

Mehr Flexibilität für Unternehmen
Seit Juni 2023 ist Passar 1.0 in Betrieb und deckt die Durch- und Ausfuhr ab. Die Einfuhr folgt ab 2026. Mittlerweile werden 100 Prozent der nationalen und internationalen Durchfuhren in Passar verarbeitet, aktuell jedoch knapp 15 Prozent des gesamten Exportvolumens. Das BAZG und die Wirtschaft haben vereinbart, die für den Export relevanten Applikationen (e-dec und e-dec web) bis spätestens Ende 2025 vollständig abzulösen. Ein rechtzeitiger Wechsel auf Passar empfiehlt sich. Firmen aus dem Exportbereich sollten sich dazu mit ihrem Verzollungssoftware-Anbieter in Verbindung setzen. Die Vorgehensweise ist auf der Website des BAZG beschrieben.

Eine wichtige Komponente von Passar ist das Self-Care-Prinzip. Unternehmen können ihre Daten nicht nur selbständig erfassen, sondern auch jederzeit verwalten. Waren- und Transportanmeldungen mit Passar können vor dem eigentlichen Grenzübertritt uneingeschränkt angepasst werden. Sie werden erst durch die Aktivierung rechtsverbindlich. Unternehmen können dadurch schnell, unkompliziert und selbständig auf neue Gegebenheiten reagieren. Mit Passar können auch Begleitdokumente wie Bewilligungen oder Bescheinigungen direkt mit dem System übermittelt werden. Dank der automatisierten Bewilligungsprüfung entfällt schrittweise auch die Notwendigkeit eines Zwischenstopps an der Grenze. Die automatische Datenübernahme von einer Ausfuhr- in eine Durchfuhranmeldung ist ein weiterer Vorteil des neuen Warenverkehrssystems Passar.

Logistikprozesse besser planen
Die schnelleren Abläufe und die erhöhte Transparenz senken die Regulierungskosten. Die digitale Nachverfolgbarkeit trägt dazu bei, Logistikprozesse besser zu planen und zu optimieren. Hinzu kommt, dass die technologische Modernisierung die Systemsicherheit und -stabilität erhöht. Die Kompatibilität mit der EU und weiteren wichtigen Handelspartnern bleibt dabei gewährleistet (u.a. NCTS Phase 5, ICS 2). Mit Passar kann sich die Schweizer (Export-)Wirtschaft so weiterhin erfolgreich und nachhaltig auf dem globalen Markt positionieren.

Autor:
Marco Benz, Chef Direktionsbereich Grundlagen / Vizedirektor, Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit BAZG

Zur Bildwelt des Magazins:
Ursprünglich stand der Handel exotischer Waren an der Luzerner Määs im Vordergrund. Verkäufer auf der Gotthard-Handelsroute zwischen Italien und Frankreich stellten ihre Stände auf und boten Waren aus aller Welt an. Ab dem 19. Jahrhundert wurden die Unterhaltung und das Vergnügen immer wichtiger. Schaubuden mit Musik und Fahrgeschäfte kamen auf und prägen seither das Bild. Dennoch kommen bis heute viele Händler mit exotischen Ess- und Handelswaren an die Määs und führen die alte Tradition fort. Einige von ihnen wurden an der diesjährigen Määs fotografiert und in dieser Ausgabe des «zentralinfo» in der Bildreihe publiziert.

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