13. Zentralschweizer Wirtschaftsforum: Podiumsdiskussion «Zentralschweizer Vision»

13. Zentralschweizer Wirtschaftsforum: Podiumsdiskussion «Zentralschweizer Vision»

Die Podiumsdiskussion gab Antworten auf die Fragen wie und in welchen Themen die Zentralschweiz eine gemeinsame Vision entwickeln soll.

Mit überzeugenden Visionen lassen sich Grenzen überwinden

Wo liegt das optimale Gleichgewicht zwischen Kooperation und Konkurrenz? In Schlüsselthemen müssen die Zentralschweizer Kantone ihre Anliegen erfolgreich koordinieren, um mehr Gewicht zu entwickeln. Bei Ansiedelungen oder Steuerfragen stehen sie hingegen in gesundem Wettbewerb.

Nachdem Moderator und SRF-Wirtschaftsredaktor Dario Pelosi die Teilnehmenden des Podiumsgesprächs vorgestellt hatte, eröffnete Martin Dätwyler, der aus Basel in die Zentralschweiz angereist war, das Gespräch. Der Präsident der Schweizer Industrie- und Handelskammer SIHK und Direktor der Handelskammer beider Basel zeigte sich positiv überrascht über die Zentralschweizer Offenheit. Entgegen herrschenden Vorurteilen über die Verschlossenheit der Zentralschweizer fühlte er sich auf dem Pilatus sehr herzlich willkommen. 

Bereits beim Mittagessen diskutierte Dätwyler mit dem Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Luzern über Möglichkeiten zur Kooperation im Schlüsselthema Verkehrsinfrastruktur, wo die Regionen Basel und Luzern mit ähnlichen Herausforderungen kämpfen. Auch Barbara Bader, Rektorin der Hochschule Luzern, kam vor rund einem Jahr «von aussen» in die Zentralschweiz und war begeistert über den offenen Empfang, den sie erlebte. In kürzester Zeit baute sie sich das Netzwerk auf, das eine Hochschule benötigt, die für sich beansprucht «First Mover» in Zukunftsthemen zu sein.

Visionen ja, aber nicht überall
Das Podium nahm sich der Frage an, wie die Zentralschweiz als Region und Wirtschaftsraum gemeinsam am gleichen Strick ziehen kann. Vor dem «Wie» wollte Moderator Dario Pelosi aber erst das «Wo» klären: In welchen Themen braucht die Zentralschweiz eine gemeinsame Vision? Verkehr und Infrastruktur kamen erneut zur Sprache. Othmar Filliger, Präsident der Zentralschweizer Regierungskonferenz und Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Nidwalden, bestätigte das vorangehende Votum, dass die Verkehrsinfrastruktur bei den sechs Zentralschweizer Kantonen ganz weit oben auf der Prioritätenliste stehe. Ein weiteres Topthema, das die Region verbindet, ist die Sicherheit. Hier war die Hochschule Luzern (HSLU) mit einem Lehrgang in Information- & Cyber Security schweizweite Vorreiterin. Durch innovative und international ausgerichtete Programme wie dieses zieht die HSLU auch Studierende aus anderen Regionen der Schweiz sowie aus dem Ausland an, und leistet damit einen Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels.

Beat Wullschleger, Geschäftsführer der Wilhelm Schmidlin AG, ergänzte, dass in der Baubranche nicht bloss ein Fachkräftemangel, sondern generell ein Arbeitskräftemangel bestehe. Die Rekrutierung gestaltet sich aufwändig und gewisse Stellen bleiben über längere Zeit unbesetzt. Was könnte Abhilfe schaffen? Wullschleger ging darauf ein, dass der Wirtschaftsraum Zentralschweiz nach aussen noch nicht als geeinte Region auftrete – im Gegensatz zur «Greater Zurich Area». Hier ortete der Unternehmer Potenzial für eine aktivere Kommunikation und einen Aussenauftritt als «Wirtschaftsraum Zentralschweiz». Othmar Filliger hakte ein und wies darauf hin, dass auch der Kanton Zug politisch zur Zentralschweiz zähle und entsprechend an einem Zentralschweizer Wirtschaftsforum vertreten sein müsste. Mit einem leichten Schmunzeln gab Moderator Dario Pelosi zu verstehen, dass IHZ-Direktor Adrian Derungs am Kanton Zug «dran» sei. 

Wirtschaft und Gesellschaft sollen wieder enger zusammenrücken
Der Graben zwischen Wirtschaft und Gesellschaft war ein weiteres Thema in der Gesprächsrunde. Das Verständnis in der Bevölkerung für den Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Wohlstand schwindet. Alle Teilnehmenden gingen einig, dass Wirtschaft und Gesellschaft wieder enger zusammenrücken müssen, da die Wirtschaft nur florieren kann, wenn die Bevölkerung das Wachstum mitträgt. Wie kann die Annäherung gelingen? Aus dem Publikum meldete sich Ivan Buck, Direktor der Wirtschaftsförderung Luzern. Buck teilte ein Beispiel aus der eigenen Praxis und betonte die Kommunikation: «Negative Nachrichten wie ein Stellenabbau oder eine Sitzverlagerung muss man bekanntgeben. Die positiven Geschichten hingegen gehen oft vergessen.» Genau diese Geschichten sollten gemäss Buck aktiver kommuniziert werden.

In der Schlussrunde war eine Vision für das Wirtschaftsforum gefragt. Martin Dätwyler gab einen interessanten Input mit auf den Weg: Würde neben den Wirtschaftsvertreterinnen und -vertretern künftig auch der eine oder anderer Pilatus-Wanderer ins Forum eingeladen, wäre das ein Beitrag an den Brückenschlag zwischen Gesellschaft und Wirtschaft.

Beat Wullschleger, Martin Dätwyler, Othmar Filliger, Barbara Bader und Moderator Dario Pelosi

Key Take-Away

  • Die Zentralschweiz war u.a. dank des Tourismus bereits historisch international ausgerichtet und ist auch heute noch weltoffener als gedacht.
  • Die Region Zentralschweiz könnte sich nach aussen noch stärker als Wirtschaftsraum positionieren und Standortvorteile aktiver kommunizieren.
  • Die Kleinräumigkeit der Region birgt Vorteile: Der Austausch zwischen den Kantonen ist eng, da die Kantone zu guter Koordination verpflichtet sind, um politisches Gewicht zu entwickeln.
  • Immer grössere Teile der Gesellschaft distanzieren sich von der Wirtschaft. Den Graben zwischen Wirtschaft und Gesellschaft gilt es zu überwinden.

Publikation «Spezial» zum 13. Zentralschweizer Wirtschaftsforum

Ähnliche News