13. Zentralschweizer Wirtschaftsforum: Podiumsdiskussion «Visionen & Megatrends»

13. Zentralschweizer Wirtschaftsforum: Podiumsdiskussion «Visionen & Megatrends»

Die Schweiz im Wandel - ein Blick auf Innovation, Tradition und Herausforderungen.

Auf der Suche nach dem Schweizer Spirit

Von der ETH Zürich bis zur Unternehmensführung: Vier renommierte Teilnehmende diskutierten Themen wie die Bedeutung alter und neuer Werte, die Arbeitswelt der Zukunft und die Schnittstellen zwischen Ausbildung und Arbeitsmarkt.

Zum Einstieg stellte die Moderatorin Catherine Mettler die Frage: «Für was steht die Schweiz heute?» Stephan Sigrist vom Think Tank W.I.R.E antwortete: «Die Schweiz steht für die alten Werte wie Qualität, Zuverlässigkeit und Nähe. Aber es fehlen uns bestimmte Fähigkeiten, um diese Werte in die Zukunft zu tragen.» Susanne Grund von Geistlich Pharma fügte hinzu: «Sicherheit ist ebenfalls erwähnenswert, ebenso wie die enge Vernetzung.»

Vanessa Wood von der ETH Zürich betonte, dass die Schweiz trotz ihrer geringen Grösse in vielen Branchen, insbesondere in der Pharmaindustrie, überraschend erfolgreich sei. Remo Reginold vom Swiss Institute for Global Affairs merkte an: «Klein aber fein, doch manchmal sind wir auch gross. Und wir dürften geopolitisch und weltpolitisch mutiger sein.»

Unternehmertum und Megatrends
Als es um die Frage ging, welchen Trend Unternehmen nicht verpassen dürfen, mahnte Stephan Sigrist: «Es gibt nicht ‘die eine' Entwicklung, man muss das Gesamtbild vor Augen haben. Nicht Trends und Technologien sind das Ziel, sondern die Bedürfnisse der Branche.» Susanne Grund äusserte sich ebenfalls zu den Megatrends, welche die Schweiz prägen. «Es ist ein Spannungsfeld. Wir müssen flexibel sein und uns gleichzeitig auf die relevanten Trends vorbereiten. Welche Megatrends sind die wirklich relevanten, und welche Visionen können wir daraus entwickeln?»

Flexibilität in der Arbeitswelt
Die Diskussion wandte sich den Themen Homeoffice und Flexibilität in der Arbeitswelt zu. Susanne Grund kommentierte: «Ein Fabrikarbeiter kann kein Homeoffice machen, aber in unserem Unternehmen haben wir eine 50%-Quote im Homeoffice. Flexibilität ist wichtig und wir wollen flexibel sein. Das ist Employer Branding.» 

Die Gesprächsrunde ging nun auf die Themen Bildung und Innovation ein. Vanessa Wood sprach über die Bedeutung des Wissenstransfers von der Wissenschaft in die Praxis. Sie bekräftigte, wie wichtig es sei, frühzeitig praxisorientiertes Lernen in die Bildung einzubinden. Die Zusammenarbeit zwischen der ETH und der Industrie wird als entscheidend angesehen, um sicherzustellen, dass die Ausbildung den Bedürfnissen der Wirtschaft entspricht. Die Diskussionsteilnehmenden stimmten darin überein, dass die Schweiz in der Bildung eine starke Position habe, aber mehr Mut zur Veränderung benötige. 

Die Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis
Vanessa Wood sprach über den Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. «An der ETH Zürich sind rund 25’000 Studierende immatrikuliert. Wir müssen überlegen, was die Industrie in der Schweiz benötigt und wie wir am besten ausbilden können.» Stephan Sigrist und Remo Reginold brachten wichtige Punkte über die Bildung und Arbeitskultur in der Schweiz ein. «Wir müssen Menschen beibringen, zu lernen», sagte Sigrist. Remo Reginold ergänzte: «Wir sollten unseren Reichtum riskieren und mutiger sein.»

Die Teilnehmenden strichen die Bedeutung der Zusammenarbeit und des Dialogs zwischen verschiedenen Akteuren in der Schweiz heraus. Sie betonten die Notwendigkeit, das typische «Gärtli-Denken» abzulegen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. 

Remo Reginold warf einen Blick von aussen auf die Schweiz und stellte die Frage nach der Innovationsfähigkeit. Er wies darauf hin, dass die Schweiz sich in einigen Bereichen noch zu zurückhaltend zeige und mehr Risikobereitschaft benötige. Er plädierte für mehr Offenheit gegenüber neuen Ideen und Technologien. 

Es folgten zahlreiche Fragen und Voten aus dem Publikum, die von der Bedeutung der Berufsbildung bis hin zu aktuellen Gesellschaftsproblemen reichten. Vanessa Wood hob die Wertschätzung für alle Berufe hervor, während Stephan Sigrist forderte, dass die jüngere Generation ermutigt werden muss, Risiken einzugehen. 

Die Gesprächsrunde zeigte eindrucksvoll, dass die Schweiz an einem Wendepunkt steht. Alte Werte müssen neu interpretiert und Herausforderungen mutig angegangen werden, um die Zukunft des Landes positiv zu gestalten. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass der sogenannte «Schweizer Spirit» in einer sich rasch wandelnden Welt neu definiert werden muss.

Susanne Grund, Stephan Sigrist, Vanessa Wood, Remo Reginold und Moderatorin Catherine Mettler

Key Take-Away

  • Die schweizerischen Werte wie Qualität, Zuverlässigkeit und Sicherheit sind nach wie vor relevant, müssen aber im Kontext globaler Trends neu interpretiert werden.
  • Der Wissenstransfer von der Wissenschaft in die Praxis und praxisorientiertes Lernen in der Bildung sind entscheidend für die zukünftige Arbeitswelt der Schweiz.
  • Unternehmen sollten nicht Trends und Technologien hinterherjagen, sondern sich an den Bedürfnissen ihrer Branche orientieren. Es gibt nicht «die eine» Entwicklung.
  • Das «Gärtli-Denken» sollte abgelegt werden: Gerade in der Schweiz ist es wichtig, dass verschiedene Akteure zusammenarbeiten und gemeinsame Lösungen entwickeln.
  • Es ist wichtig, eine Kultur der Risikobereitschaft und Innovation zu fördern, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Publikation «Spezial» zum 13. Zentralschweizer Wirtschaftsforum

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