Quartalsanalyse Q3 – 2023: Zentralschweiz sieht die Geschäftslage als einzige Region positiver als im Vorquartal

Quartalsanalyse Q3 – 2023: Zentralschweiz sieht die Geschäftslage als einzige Region positiver als im Vorquartal

Die Zentralschweizer Unternehmen schätzen die Geschäftslage im Gegensatz zum Schweizer Durchschnitt positiver ein als noch vor drei Monaten. Der Industriesektor rutscht aber in den negativen Bereich. Eine Mehrheit der Industrieunternehmen befindet die Geschäftslage für schlecht. Eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt ist noch nicht in Sicht.

Die Branchen Industrie, Grosshandel, Detailhandel, Gastgewerbe und Projektierung nehmen die Geschäftslage im Juli 2023 negativer wahr als drei Monate zuvor. Der Industriesektor befindet sich bei der neuesten Erhebung zum ersten Mal seit drei Jahren zum Quartalsende im negativen Bereich. Ausschlaggebend waren hierfür insbesondere exportorientierte Industrieunternehmen, die die Geschäftslage tendenziell negativer einschätzen als binnenmarktorientierte Unternehmen in der Zentralschweiz. In den restlichen drei Branchen wird die Geschäftslage nach wie vor von einer Mehrheit der Unternehmen positiv wahrgenommen. Der Finanzsektor nach einem langen Abwärtstrend bereits zum zweiten Mal in Folge an Boden gut. Ebenfalls im Plus sind die Dienstleistungsbrache und der Bausektor, die zwischen den letzten Beiden Quartalen noch einen Rückgang verzeichnet haben.

Obwohl eine Mehrheit der Branchen einen Abwärtstrend verfolgen, schätzt die Zentralschweizer Gesamtwirtschaft die Geschäftslage besser ein als in den zwei vorangehenden Monaten. Damit verläuft der Trend in die gegensätzliche Richtung verglichen mit der Gesamtschweiz. Ausschlaggebend ist hierfür insbesondere der gewichtige Dienstleistungssektor, der gesamtschweizerisch im Vergleich zum letzten Monat abschneidet. In der Zentralschweiz weist dieser jedoch eine leichte Verbesserung auf. Das gleiche gilt für die Finanzbranche und den Bausektor, die in der Zentralschweiz ebenfalls zulegen.

 

Arbeitskräftemangel verschärft sich in der Zentralschweiz weiter


Während die Arbeitslosenquote schweizweit bei 1,9 Prozent verharrt, sinkt die Quote in der Zentralschweiz auf 1,1 Prozent und somit auf den Wert wie zwischen Juli und September 2022. Die Kantone Luzern sowie Obwalden und Uri verzeichnen je einen Rückgang um 0,1 Prozentpunkte auf 1,1 Prozent respektive auf 0,5 Prozent. Im Kanton Zug steigt die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte an, sie befindet sich aber nach wie vor unterhalb des gesamtschweizerischen Durchschnitts.

Zentralschweizer Unternehmen möchten in den nächsten drei Monaten mehr Personen einstellen als noch zum Ende des letzten Quartals. Damit hat auch diese Veränderung in der Zentralschweiz ein anderes Vorzeichen als diejenige des gesamtschweizerischen Durchschnitts. Der Beschäftigungsindikator für die Gesamtwirtschaft fällt im Juli 2023 auf den tiefsten Stand seit Juni 2021. In der Zentralschweiz weisen insbesondere Unternehmen in den Sektoren Gastgewerbe und Grosshandel expansive Pläne auf. Ebenfalls eine Positive Veränderung zeigt sich im Detailhandel, im Finanzsektor, im Bausektor und in der Projektierung. Die Industriebranche und das Baugewerbe befinden sich jedoch noch immer im negativen Bereich. Das heisst, planen mehr Unternehmen Stellen ab- als aufzubauen.

Nur der Grosshandel erwartet stärkeres Preiswachstum

In fast allen Branchen erwartet eine Mehrheit der Unternehmen, dass sich das Wachstum ihrer Verkaufspreise in den nächsten drei Monaten verlangsamt. Einzig im Grosshandel rechnen Unternehmen mit einer stärkeren Verkaufspreisentwicklung im Vergleich zur Befragung von vor drei Monaten. In den Sektoren Industrie, Gastgewerbe und im Baugewerbe ist der Wert nur noch knapp positiv. Ein Wert von null würde bedeutet, dass Unternehmen in diesen Branchen durchschnittlich gleichbleibende Preise erwarten.

Für Fragen und Anmerkungen:

Yves Spühler | Leiter Wirtschaftspolitik und Ökonomie

Datengrundlage und Lesehilfe zu den Grafiken

Geschäftslageindikator:

Die in den Grafiken zur Geschäftslage (Grafik 1 und 2) verwendeten Daten beruhen auf der Unternehmensumfrage «Geschäftslageindikator» der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. In der Umfrage werden die Unternehmen gebeten, ihre Gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen. Sie können die Lage mit «gut», «befriedigend» oder «schlecht» bezeichnen. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten «gut» und «schlecht». Die Grafik zeigt saisonbereinigte Werte der Zentralschweiz über die abgebildeten Wirtschaftsbereiche. Die Position in der Horizontalen weist die Einschätzung über die aktuelle Geschäftslage der Firmen aus, auf der Vertikalen wird die Differenz zur Befragung im Vorquartal angezeigt. Die Grösse der Kreise stellt die Wichtigkeit des Sektors in der Zentralschweiz dar, hier gemessen als Anteil der Beschäftigten.

Lesebeispiel Grafik 1:

Kommt eine Branche in den Quadranten 2 oder 3 zu liegen, ist der Anteil an Unternehmen, die die Geschäftslage als schlecht einschätzen grösser als der Anteil an Unternehmen, die die Geschäftslage als gut einschätzen. Branchen in den Quadranten 1 und 2 weisen eine Verbesserung der Geschäftslage im Vergleich zum Vorquartal auf, während sich Branchen im Quadranten 2 trotz Verbesserung im negativen Bereich befinden und Branchen im Quadranten 1 im Positiven Bereich. 

Beschäftigungsindikator:

Die in den Grafik zur Beschäftigung (Grafik 4) verwendeten Daten beruhen auf der Unternehmensumfrage «Beschäftigungsindikator» der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. In der Umfrage werden die Unternehmen gebeten, ihren gegenwärtigen Bestand an Beschäftigten zu beurteilen und allfällige Veränderungen in den nächsten drei Monaten zu prognostizieren.

Ist der Wert des Indikators positiv, möchten mehr Unternehmen ihren Personalbestand aufbauen als abbauen. Bei einem Wert von Null ist der Anteil der Unternehmen, die Stellen abbauen möchten und Unternehmen, die Stellen schaffen möchten gleich gross. 

Branchenzugehörigkeit:

  • Baugewerbe: Hochbau, Tiefbau und Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe (NOGA 41-43)
  • Industrie: Verarbeitendes Gewerbe / Herstellung von Waren (NOGA 10-33)
  • Grosshandel: Grosshandel ohne Handel mit Motorfahrzeugen (NOGA 46)
  • Detailhandel: Detailhandel ohne Handel mit Motorfahrzeugen (NOGA 47)
  • Gastgewerbe: Beherbergung und Gastronomie (NOGA 55-56)
  • Finanzsektor: Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (NOGA 64-65)
  • Projektierung: Architektur- und Ingenieurbüros (NOGA 71)
  • Verschiedene Dienstleistungen: Übrige Dienstleistungsbranchen ohne staatsnahe Branchen und Staatssektor, Verkehr und Lagerei (NOGA 49–53), Information und Kommunikation (NOGA 58–63), Grundstücks- und Wohnungswesen (NOGA 68), Erbringung von freiberufl., wissen. u. techn. Dienstl. (NOGA 69–75, ohne 71), Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstl.(NOGA 77–82), Kunst, Unterhaltung und Erholung (NOGA 90–93)

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