Zentralinfo 01/2023 «bewegen»: Artikel Christian Müller

Zentralinfo 01/2023 «bewegen»: Artikel Christian Müller

Bewegung tut gut. Der menschliche Körper ist nicht für den «Dauersitzer» konzipiert. Der Bewegungsapparat hat aber ein oberes Limit. Für gesundes und effizientes Arbeiten gilt es, das richtige Mass an Bewegung zu finden, so Christian Müller, Experte für Ergonomie bei der Suva.

Belastungen des Bewegungsapparates gehören weltweit zu den häufigsten Gesundheitsrisiken bei der Arbeit. Die europäischen Gesundheitsumfrage 2015 durch das Seco zeigte auf, dass sowohl Belastungen durch zu wenig Bewegung, zum Beispiel bei Bildschirmarbeit, als auch durch zu viel Bewegung, beispielsweise bei repetitiven Tätigkeiten, weit verbreitet sind. Unter anderem betrifft dies Arbeitnehmende in den Branchen Industrie und Bau. Mehr als die Hälfte von ihnen müssen regelmässig schwere Lasten tragen. Insgesamt schätzt man, das rund ein Drittel aller Absenztage auf muskuloskelettale Beschwerden zurückzuführen sind. Die Schweizer Arbeitgeber kostet dies über 2 Milliarden Franken pro Jahr.


Beschwerden am Bewegungsapparat entstehen, wenn der menschliche Körper über längere Zeit überbelastet wird. Diese Beschwerden beginnen bei einfachen Muskelverspannungen, zum Beispiel in der Nackenmuskulatur und enden bei chronisch entzündlichen Erkrankungen wie Sehnenscheidenentzündungen oder sogar strukturellen Schädigungen wie Bandscheibenvorfälle oder Arthrose.


Einseitige Belastungen führen zu Beschwerden
Einseitige Belastungen, wie Überkopfarbeit oder langes Sitzen am Schreibtisch, führen zu Beschwerden durch zu wenig Bewegung. Dabei ist beispielsweise die Durchblutung der Muskulatur eingeschränkt, was im Extremfall zur Muskelschädigung führen kann. In solchen Arbeitssituationen ist es wichtig, für genügend Bewegung zu sorgen. Im Büro hilft es, regelmässiges aufzustehen und gelegentlich umherzugehen. Die Suva empfiehlt, 60 Prozent im Sitzen und 30 Prozent im Stehen zu arbeiten. Die restlichen 10 Prozent sollen durch aktivere Bewegung, wie beispielsweise dem «Flow» der Suva (www.suva.ch/flow) ausgefüllt werden.


An industriellen Arbeitsplätzen soll man Zwangshaltungen durch geeignete Arbeitsplatzgestaltung möglichst vermeiden. Dies kann man beispielsweise durch höhenverstellbare Arbeitsplätze oder durch geeignete Arbeitsmittel ermöglichen, welche es zulassen, dass Arbeitnehmende in natürlicher Körperhaltung arbeiten können. Abwechselnde Tätigkeiten sowie regelmässige Pausen mit Ausgleichsübungen sind ebenfalls sinnvolle Massnahmen zur Reduktion der Belastung. Extreme Zwangshaltungen wie Überkopfarbeit sollten maximal zwei Stunden pro Tag vorkommen.


Hilfsmittel verhindern Überbelastungen
Ein Beispiel für zu viel Bewegung am Arbeitsplatz ist das regelmässige Heben und Tragen von Lasten, wie es in vielen Logistikbetrieben oder auf der Baustelle vorkommt. Sind die Belastungen zu hoch, kommt es zu Überbeanspruchung, wobei der Bewegungsapparat geschädigt wird. Typische Schädigungen sind Entzündungen in Muskeln und Gelenken oder sogar Arthrose. Dabei können schon Lasten ab 7kg kritisch sein, wenn sie sehr häufig und in ungünstigen Umgebungsbedingen gehoben werden müssen. Arbeitgeber sollten grundsätzlich Interesse haben, ihre Arbeitsplätze so zu gestalten, dass Mitarbeitende möglichst gesund arbeiten können. Deshalb lohnt es sich, Hilfsmitteln einzusetzen. Beim Transport gilt es Lasten zu rollen und nicht zu tragen. Geeignete Arbeitstechniken sowie eine gute allgemeine Fitness der Mitarbeitenden helfen zusätzlich, die Belastungen weiter zu reduzieren. Insbesondere die Arbeitstechnik muss instruiert und immer wieder geübt werden, damit Belastungen nicht zu Überbelastungen werden.

 

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