Zentralinfo 03/2022 «Daten»: Artikel Othmar Reichmuth

Zentralinfo 03/2022 «Daten»: Artikel Othmar Reichmuth

Der Schwyzer Ständerat Othmar Reichmuth berichtet über Statistiken und die Poltik.

Datenanalysen sind wichtig im Politalltag. Zentral ist jedoch eine differenzierte Einordnung und Interpretation der Statistiken. Wie wichtig es ist, in Szenarien zu denken, zeigt unter anderem das aktuelle und hochrelevante Thema «Stromversorgungssicherheit».

Daten, Zahlen, Statistiken sind in der politischen Alltagsarbeit immer wieder von zentraler Bedeutung. Meistens endet es am Schluss in Frankenbeträgen. Beispielsweise spielen bei der aktuellen Reform der 2. Säule verschiedene Zahlen und Statistiken, wie Umwandlungssatz, Koordinationsabzug, Lebenserwartung, Zahl der Teilzeitarbeitenden und Ausgleichsjahrgänge, eine zentrale Rolle. Aber auch den zu erwartenden Renditegrad der Pensionskassenvermögen gilt es im Auge zu behalten. Je nach gewähltem Ansatz ergibt sich eine zu finanzierende Übergangsregelung in Milliardenhöhe. Erschwerend ist, dass einige Zahlen die Zukunft prognostizieren. Entsprechend kann nicht einfach auf eine Datenreihe abgestützt und diese in die Zukunft extrapoliert werden. Es gilt vielmehr, in Szenarien zu denken. Dabei sind natürlich die gesellschaftspolitisch geforderten Korrekturen anzubringen, wegen denen die Reform ja überhaupt gemacht wird.

Statistiken im Politalltag

Generell sind Statistiken wichtige Grundlagen in der politischen Arbeit. Und Statistiken gibt es über alles Mögliche und Unmögliche. Vertrauenswürdig sind die offiziellen Datenreihen der Statistikämter von Bund und Kantonen. Bekannt ist da sicher der Konsumentenpreisindex oder die Bevölkerungsstatistik, die in früheren Jahren noch mit flächendeckenden Fragebögen erhoben wurde. Nebst diesen meist noch nachvollziehbaren Daten gibt es auch sehr komplexe Statistiken. Als Beispiel erwähne ich den Wohlstandsgrad der Bevölkerung eines Landes. Da wird die materielle und immaterielle Situation, aber auch die objektive und subjektive Einschätzung der jeweiligen Landesbevölkerung miteinbezogen. Gesamthaft werden über 40 Indikatoren berücksichtigt, was dann als Resultat eine Länderrangliste ergibt. Ich weiss nicht, ob der Spruch «Vertrau keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast» von solch komplexen Gebilden kommt. Es ist aber angebracht, in der politischen Diskussion die themenbezogenen, statistischen Werte zu kennen. Allerdings muss die politische Arbeit zukunftsfähige Lösungen erarbeiten, welche den sich verändernden gesellschaftlichen, aber auch wirtschaftlichen Bedürfnissen und technischen Möglichkeiten gerecht werden.

Viele offene Fragen

Am Beispiel der sehr aktuellen Thematik rund um die Stromversorgungssicherheit kann das Dilemma von Politik und Zahlen gut aufgezeigt werden. Da gilt es zu eruieren, welchen Strombedarf wir in den nächsten Jahren überhaupt haben? Welchen Anteil macht die Elektrifizierung des Verkehrs aus? Wie viel Wasserstrom fällt durch die anstehenden Neukonzessionierungen aufgrund der verschärften Restwassermengen weg? Wie viel lässt sich durch Effizienz einsparen? Welche Mengen können wir wo und wie speichern? Wie viel Solarstrom lässt sich zubauen, und haben wir dazu genügend Material und Personal? Schaffen wir es, Standorte für Windkraftwerke bewilligungsfähig zu machen? Welchen Anteil wird die Tiefengeothermie in der weiteren Zukunft beitragen? Bei diesem Thema gibt es noch eine Unmenge an Fragen. Da hilft nur eines: anpacken, zubauen, sparen und Offenheit für neue Produktions- und Speichertechniken gewähren.

 

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