Fachkräftemangel-Index Zentralschweiz 2022

Fachkräftemangel-Index Zentralschweiz 2022

Mit dem Fachkräftemangel-Index präsentiert die Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wirtschaft und Arbeit Zürich AWA erstmals eine berufsgruppenspezifische Analyse des Fachkräftemangels in der Zentralschweiz.

Die Arbeitslosenquote in der Zentralschweiz ist historisch tief. Zu tiefer Personalbestand ist gemäss einer aktuellen Umfrage die zweitgrösste Sorge der Zentralschweizer Unternehmen. Mit dem Fachkräftemangel-Index präsentiert die Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich Zürich zum ersten Mal eine berufsgruppenspezifische Analyse des Fachkräftemangels in den Kantonen Luzern, Nidwalden, Obwalden, Uri und Schwyz. Es handelt sich um eine Bestandesaufnahme der Fachkräftemangelproblematik in der Region zwischen dem 1. Januar 2018 und 31. Dezember 2021.

Arbeitslosenquote in der Zentralschweiz historisch tief

Die Arbeitslosenquote in der Zentralschweiz liegt deutlich unter dem bereits tiefen schweizerischen Durchschnitt. Die neusten Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco weisen in den Kantonen Uri und Obwalden eine Arbeitslosenquote von 0,6 Prozent auf, in den Kantonen Nidwalden und Schwyz von 0,7 Prozent. Auch die leicht höheren Quoten von Luzern (1,2 %) und Zug (1,5 %) liegen noch deutlich unter dem Schweizer Mittel von 1,9 Prozent. Eine tiefe Arbeitslosigkeit ist immer auch die Kehrseite einer starken Wirtschaftsleistung. Trotz Rezessionsängsten hat sich die Lage aber weiter zugespitzt. Experten sprechen deshalb von einem generellen Arbeitskräftemangel und nicht mehr von einem Fachkräftemangel. In der Umfrage Sorgenbarometer Zentralschweiz der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ in Zusammenarbeit mit economiesuisse vom September liegt der Fachkräftemangel auf dem zweiten Platz, hinter Lieferengpässen aber vor der Energiethematik. Im März 2022 haben knapp zwanzig Prozent der Zentralschweizer Unternehmen angegeben, dass ihr zu tiefer Personalstand ihnen Sorge bereitet, im letzten Monat waren es mit über vierzig Prozent bereits doppelt so viele.

Fachkräftemangel-Index Zentralschweiz 2022

Mit dem Fachkräftemangel-Index präsentiert die Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich Zürich erstmals eine berufsgruppenspezifische Analyse des Fachkräftemangels in der Zentralschweiz. Es handelt sich um eine längerfristige Bestandesaufnahme der Fachkräftemangelproblematik in der Region über die letzten vier Jahre.

Die Analyse zeigt, dass der Gesundheitssektor nicht erst seit Kurzem sondern über die letzten vier Jahre am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen ist. Ärzte und Ärztinnen führen die Rangliste vor akademischen und vergleichbaren Krankenpflege- und Geburtshilfefachkräften an. Bei letzterer Berufsgruppe waren in diesem Zeitraum zum Beispiel durchschnittlich fünf Stelleninserate auf eine arbeitslose Person aufgeschaltet. Nichtakademische Krankenpflege- und Geburtshilfefachkräfte folgen in der Rangliste auf Platz 17 von 96. Ebenfalls an der Spitze befinden sich Elektroinstallateure und –mechanikerinnen auf Platz drei, Installateurinnen und Mechaniker für Elektronik und Telekommunikationstechnik auf Platz vier und Montageberufe auf Platz fünf. Auch Metallverarbeitungsberufe sind stark in der oberen Hälfte der Rangliste vertreten. Fokussiert man sich auf Berufsübergruppen, so sind Handwerksberufe durchschnittlich am stärksten von Fachkräftemangel betroffen vor akademischen Berufen. Führungskräfte haben einen knapp negativen Wert und sind somit eher in der Mitte und in der zweiten Tabellenhälfte vertreten. Am Schluss der Rangliste befinden sich Hilfsarbeitskräfte, was aber auch damit zusammenhängt, dass aufgrund der vergleichsmässig tieferen Qualifikationsanforderungen mehr Arbeitnehmende aus verschiedenen Bereichen für die Positionen in Fragen kommen.

Die langfristige Sicht auf die berufsgruppenspezifische Ausprägung des Fachkräftemangels soll es Unternehmen erlauben, ihre eigenen Rekrutierungserfahrungen mit der Zentralschweizer Wirtschaft zu vergleichen. So können unternehmensspezifische und gesamtwirtschaftliche Faktoren unterschieden werden, was die Erarbeitung strategischer Massnahmen erleichtert. Arbeitnehmenden nützt der Fachkräftemangel-Index als Orientierungshilfe für wichtige Entscheidungen hinsichtlich Weiterbildung und Lohnverhandlungen. Der Politik liefert der Fachkräftemangel einen Ansatzpunkt, welche Fachkräfte in der Wirtschaft fehlen, für die Entscheidung, welche Arbeitskraftpotentiale es auszuschöpfen gilt.

Vorgehen und Methodik

Der Fachkräftemangel-Index zeigt eine relative Rangliste, wie sehr eine nach ISCO-3-Steller-Nomenklatur kategorisierte Berufsgruppe vom Fachkräftemangel betroffen ist. Der Index ist auf vier Teilindikatoren aufgebaut: Verhältnis der Stellensuchenden zu offenen Stellen, mittlere Dauer der Stellensuche, durchschnittliche Dauer der Stellenausschreibung sowie Qualifikationsanforderungen. Jeder einzelne dieser Indikatoren kann auf Fachkräftemangel hinweisen, die Aggregation zu einem Index erwirkt jedoch, dass Ungenauigkeiten und berufsspezifische Faktoren minimiert werden. Die Berufsgruppen werden für alle Indikatoren separat zueinander ins Verhältnis gesetzt, was den ausgewiesenen Index-Wert generiert (z-Transformation). Die Indikatorwerte werden anschliessend je Berufsgruppe summiert, wodurch ein Indexwert entsteht, der die Position auf der Rangliste definiert. Die zugrundeliegenden Daten werden jeweils über vier Jahre zusammengefasst. Damit stellt die vorliegende Rangliste eine längerfristige Beobachtung über die Jahre 2017 bis 2021 dar. Die Methodik wurde von der Amosa, der Arbeitsmarktbeobachtung Ostschweiz, Aargau, Zürich, Zug, erarbeitet und vom Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich (AWA) weiterentwickelt. Das AWA sammelt die Daten von verschiedenen Quellen und stellt diese der IHZ zur Analyse zur Verfügung.

Der Wert des Fachkräftemangel-Index ist für sich nicht interpretierbar, sondern bezeichnet stets einen Vergleich zu den anderen Stellen. Ist der Fachkräftemangel-Index null, so liegt er im Durchschnitt aller Berufe. Ein hoher Index-Wert bedeutet, dass ein starker Mangel an Fachkräften besteht. Bei einem negativen Wert gibt es eher zu viele Arbeitnehmende und zu wenige Jobs in dieser Berufskategorie. Es heisst jedoch nicht, dass es in diesem Gebiet für Unternehmen nicht auch schwierig ist, Arbeitskräfte zu finden. Im Vergleich zu den Berufsgruppen mit positiven Werten ist es aber per Definition einfacher.

Einge gewisse Vorsicht bei der Interpretation der Resultate ist geboten: Fachkräftemangel ist sehr schwer in Zahlen zu fassen. Mit der Abstützung des Index auf vier ausgewählte Indikatoren können einige berufsspezifische Verzerrungen ausgeglichen werden. Dennoch müssen Ungenauigkeiten in Kauf genommen werden. Erstens werden nicht alle Berufsgruppen formell ausgeschrieben. Im IT-Sektor wird beispielsweise oft auf Headhunter zurückgegriffen, die mögliche Kandidaten direkt anschreiben und so nicht im Index abgebildet sind. Zweitens sind die Abgrenzungen der Berufsgruppen nicht ganz so starr im Fachkräfte-Index dargestellt. Beispielsweise kann sich eine Elektroingenieurin auch auf Stellen im Verkauf, in der Lehre, beim Staat oder in der Unternehmensführung bewerben. Drittens sind auch die geographischen Grenzen der Region Zentralschweiz für den Arbeitsmarkt nicht undurchlässig. Zentralschweizer Unternehmen können Arbeitnehmende aus anderen Regionen anwerben und Zentralschweizer Arbeitnehmende können über die regionalen Grenzen zur Arbeit pendeln.

Link zur Analyse

Fachkräftemangel-Index Zentralschweiz 2022
 

Ähnliche News