Konjunkturumfrage: Absatzschwierigkeiten nehmen zu

Konjunkturumfrage: Absatzschwierigkeiten nehmen zu

Die Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ führt in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsdachorganisation economiesuisse halbjährlich eine Konjunkturumfrage durch. Die aktuellsten Resultate im Befragungszeitraum zwischen Mitte November und Anfang Dezember zeigen eine deutliche Zunahme der Absatzschwierigkeiten im In- und Ausland. Dennoch plant nur eine Minderheit der Unternehmen ihren Personalbestand zu reduzieren.

Absatzprobleme im Inland haben den Arbeitskräftemangel vom ersten Platz der Sorgenrangliste der Zentralschweizer Unternehmen verdrängt. In der letzten Konjunkturumfrage vom Mai 2023 wies mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen einen zu tiefen Personalbestand auf. Gemäss der aktuellen Befragung ist zur Zeit nur noch rund ein Viertel der Zentralschweizer Unternehmen von einem akuten Personalmangel betroffen. Im Vergleich zur letzten Umfrage vor einem halben Jahr sind hingegen die Sorgen über die Absatzmärkte gestiegen. Ein Drittel der befragten Unternehmen ist gegenwärtig mit Absatzschwierigkeiten im Inland konfrontiert. Diese Sorge führt die Zentralschweizer Rangliste neu an. 31 Prozent der Unternehmen geben an, von Absatzschwierigkeiten im Ausland betroffen zu sein. Eine deutliche Entspannung kann bei den Lieferketten beobachtet werden. Der Anteil der Unternehmen, die unter Problemen beim Bezug von Vorprodukten leiden, hat sich gegenüber der letzten Umfrage halbiert. Die Sorge verliert in der Rangliste vier Plätze. Zugenommen haben jedoch die Sorgen um einen zu hohen Personalbestand. Im Mai 2023 gab lediglich jedes zwanzigste Unternehmen an, zu viel Personal zu haben. In der aktuellen Umfrage sind es mehr als ein Zehntel.

Mehrheit der Unternehmen mit dem aktuellen Geschäftsgang zufrieden

Trotz der gestiegenen Sorgen ist eine deutliche Mehrheit der Zentralschweizer Unternehmen mit der derzeitigen Geschäftslage zufrieden. 56 Prozent der befragten Unternehmen schätzen den Geschäftsgang als gut oder sehr gut ein, weitere dreissig Prozent sind mit dem Geschäftsgang zufrieden. Lediglich 15 Prozent der Unternehmen befinden den derzeitigen Geschäftsgang als schlecht oder sehr schlecht. Das ist der gleiche prozentuale Anteil der Unternehmen, der mit der derzeitigen Margensituation nicht zufrieden ist. Einige Unternehmen erwarten in den nächsten sechs Monaten jedoch eine Verbesserung der Lage. Nur 14 Prozent erwartet eine negative Entwicklung des Geschäftsganges und nur 13 Prozent eine Verschlechterung der Margensituation im nächsten Halbjahr. 

Die Gründe für die leicht positivere Einschätzung der Margensituation könnten am nachlassenden Preisdruck liegen. Das Staatsekretariat für Wirtschaft (SECO) hat seine Prognose für die durchschnittliche Jahresteuerung im Jahr 2023 im Dezember wie bereits im September weiter gesenkt. Das Seco geht gegenwärtig von einer durchschnittlichen Erhöhung des Landesindex der Konsumentenpreise im Jahr 2023 von 2,1 Prozent aus. Gemäss Bundesamt für Statistik liegt die Teuerung im November 2023 im Vergleich zum Vorjahr bei 1,4 Prozent. Obwohl der Preisdruck im Januar mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer und den Anpassungen bei den Strompreisen sowie spätestens im April mit der durch die Erhöhung des Referenzzinssatzes gestiegenen Mieten kurzfristig zunehmen wird, rechnet das SECO im Jahr 2024 mit einer Teuerungsrate innerhalb des Zielbandes der Nationalbank. Die durchschnittliche Jahresteuerung im Jahr 2024 wird gemäss Prognose vom September 2023 bei 1,9 Prozent zu liegen kommen. 

Jedes fünfte Unternehmen möchte Personalbestand erhöhen

Der leichte Optimismus widerspiegelt sich auch in den Absichten zur Personalentwicklung in den nächsten sechs Monaten. Rund 22 Prozent der befragten Unternehmen planen den Personalbestand im nächsten Halbjahr zu erhöhen, ein Prozent der Unternehmen sogar deutlich. Mit 63 Prozent ist die Mehrheit der Unternehmen mit dem derzeitigen Personalbestand zufrieden und plant keine Veränderungen in nächster Zeit. 14 Prozent der Antworten weisen auf eine Reduktion oder deutliche Reduktion des Personalbestandes hin. Obwohl nach wie vor mehr Unternehmen ihren Personalbestand erweitern als reduzieren will, scheint der Druck auf den Arbeitsmarkt nachzulassen. In der Befragung vor einem halben Jahr gab noch mehr als ein Drittel der Unternehmen an, ihren Personalbestand aufbauen zu wollen. Unternehmen, die ihren Personalbestand deutlich verringern möchten, gab es damals keine.

Exportindustrie schwächelt

Knapp ein Viertel der befragten Unternehmen erwirtschaften mehr als die Hälfte ihres Umsatzes im Ausland. Von diesen Unternehmen bekunden 75 Prozent Absatzschwierigkeiten im Ausland. Gemäss Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) nahmen die Exporte real und saisonbereinigt im Oktober 2023 gegenüber dem Vormonat um 7,2 Prozent ab. Neben den chemisch-pharmazeutischen Produkten (-16,6 %) nahmen auch Exporte im in der Zentralschweiz dominanten Maschinen- und Elektronikbereich um 0,5 Prozent ab. Im Plus befinden sich hingegen die Luft- und Raumfahrt (+ 6,1 %) sowie der Export von Präzisionsinstrumenten (+ 4,7 %). Insbesondere der Handel mit dem wichtigsten Absatzmarkt der Zentralschweizer Unternehmen, Deutschland, kriselt. Unternehmen im nördlichen Nachbarland halten sich aufgrund der Energiekrise und dem zunehmenden weltweiten Protektionismus bei Ausrüstungsinvestitionen zurück. Auch der Konsum im Binnenmarkt hat sich aufgrund des inflationsbedingten Kaufkraftverlust eingetrübt. Aber auch der Absatz in den zuvor über den kurzfristigen Erwartungen entwickelnden Märkten USA und China hat sich im letzten Quartal erschwert.

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Für Fragen und Anmerkungen:

Yves Spühler | Leiter Wirtschaftspolitik und Ökonomie

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