Rückblick: Politik & Wirtschaft im Dialog 2023

Rückblick: Politik & Wirtschaft im Dialog 2023

Am 14. November 2023 lud die Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ Zentralschweizer Kantonsrätinnen und Landräte zum Anlass «Politik & Wirtschaft im Dialog» ein. Der jährliche Austausch zwischen Unternehmen, Verbänden und Politik widmete sich heuer dem Thema Bildung.

Bildungspolitik ist Standortpolitik. Mit dieser Aussage begrüsste IHZ-Präsident Andreas Ruch die von der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ eingeladenen Kantonsrätinnen und Landräte. Mit der gleichen Aussage schloss der Bildungs- und Kulturdirektor des Kanton Luzern, Regierungsrat Armin Hartmann die jährliche Veranstaltung. Die diesjährige Ausgabe des Austauschs zwischen Unternehmen, Verbänden und Politik in der Zentralschweiz widmete sich dem Thema Bildung. Die Bildungslandschaft in der Zentralschweiz ist erfolgreich, wie IHZ-Direktor Adrian Derungs mit verschiedenen Statistiken zur Bildung in den Zentralschweizer Kantonen aufzeigte. Der Anteil Lernenden in der beruflichen Grundbildung entwickelte sich in den letzten zehn Jahren in den Kantonen Uri und Obwalden stabil. Die Kantone Nidwalden, Schwyz und Luzern weisen einen leichten Rückgang auf, der beobachtet werden muss. Nur im Kanton Zug sank der Anteil deutlich und liegt unter dem schweizerischen Durchschnitt. Ebenfalls konstant entwickelt haben sich, ausser im Kanton Zug, die Maturitätsquoten in der Region. In den Kantonen Luzern und Uri sind sie im gleichen Zeitraum sogar gesunken. 

Die Kantone sind gefordert

Das bedeutet aber nicht, dass keine Veränderungen notwendig sind. Die Kantone müssen beispielsweise die auf Bundesebene beschlossene Reform der gymnasialen Matura in den nächsten Jahren auf kantonaler Ebene umsetzen. Roger Wehrli, stellvertretender Bereichsleiter allgemeine Wirtschaftspolitik und Bildung beim Wirtschaftsdachverband economiesuisse, referierte über die Forderungen der Wirtschaft bei dieser Umsetzung. Grundlegend dabei ist, dass die Gymnasien die basalen Kompetenzen der Maturandinnen und Maturanden garantieren. Das bedeutet, dass nur diejenigen an die Maturaprüfung zugelassen werden, die über grundsätzliche fachlichen Kompetenzen in der Unterrichtssprache und in der Mathematik verfügen. Nur so kann der freie Hochschulzugang aufrecht erhalten werden. Weiter wurden die Fächer Informatik sowie Wirtschaft und Recht endlich als Grundlagenfächer festgelegt. Der Mindestanteil von mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächern wurde aber gleich belassen. Die Zentralschweizer Kantone haben nun die Chance diese Anteile höher zu setzen und den MINT-Fächern in den Maturitätsprüfungen mindestens die gleiche Bedeutung wie den Sprachen zu geben. Zudem wurde auf nationaler Ebene vorgeschrieben, dass in den Gymnasien eine unentgeltliche Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung angeboten werden muss. Die Kantone haben es in der Hand, dieses Angebot konsequent und umfassend in den Schulalltag zu integrieren – insbesondere auch in den ersten beiden Jahren des Langzeitgymnasiums.

In einem zweiten Beitrag teilte Marius Fischer, Geschäftsleiter der BE Netz AG in Luzern, zusammen mit dem Studenten und Praktikanten, Oliver Usher, ihre Erfahrungen mit dem Angebot «Studium Plus» der Hochschule Luzern (HSLU). Dabei handelt es sich um eine Pilotphase, die es Maturandinnen und Maturanden erlaubt, ohne obligatorisches Praktikum nach der gymnasialen Matura ein Hochschulstudium in den MINT-Fächern zu beginnen. Für die Zulassung zum praxisintegrierten Studium ist ein Praktikumsvertrag mit einem Unternehmen im jeweiligen Fachbereich notwendig. Marius Fischer sprach über die Schwierigkeit geeignetes Fachpersonal zu finden sowie über die die Strategie der BE Netz AG ihre eigenen Fachkräfte auszubilden. Mit dem Angebot «Studium Plus» ist er mehr als zufrieden. Insbesondere profitiere die BE Netz AG von der Nähe zur Forschung und Lehre an der Hochschule. Auch für Oliver Usher sind die Erfahrungen bisher äusserst positiv. Für ihn war es eine einmalige Möglichkeit direkt nach der Matura in ein technisches Fach in den Berufsbildungsweg zu wechseln. In der BE Netz AG lernt er nicht nur die praktische Anwendung des Gelernten, sondern kann neue Perspektiven aus der Hochschule einbringen.

Das Fazit ist: Die Zentralschweiz hat beste Voraussetzungen, auch als Bildungsstandort attraktiv für die Wirtschaft und Gesellschaft zu sein. Dafür muss die Politik richtige Anreize setzen und Brücken bauen. In der Bildung gibt es keinen Königsweg. Wichtig ist nur, dass die Bildungsangebote aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen und den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes dynamisch weiterentwickelt werden.

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