Quartalsanalyse Q2 – 2024: Positive Signale aus der Industrie

Quartalsanalyse Q2 – 2024: Positive Signale aus der Industrie

Im Industriesektor ist eine Aufhellung zu beobachten. Zum ersten Mal seit Monaten schätzen Industrieunternehmen die Geschäftslage positiver ein als im Vorquartal. Auch die Zentralschweizer Gesamtwirtschaft ist gut ins zweite Quartal gestartet. Trotzdem nimmt der Arbeitskräftebedarf ab.

Auch im gesamtschweizerischen Durchschnitt ist nach einem langen und deutlichen Abwärtstrend eine Beruhigung zu beobachten. Gegenüber dem Vormonat hat sich die Einschätzung der Geschäftslage verbessert und die Aussichten auf die nächsten sechs Monate sind eher positiv. Die Zentralschweizer Wirtschaft ist verglichen mit dem Schweizer Durchschnitt noch optimistischer. Die starke Aufwärtskorrektur zwischen Dezember und Januar konnte im Februar, März und nun auch im April bestätigt werden. Der regionale Geschäftslageindikator verbleibt deutlich über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre und die Differenz zu der gesamtschweizerischen Einschätzung vergrössert sich. 

Die Einschätzung der Geschäftslage befindet sich im verarbeitenden Sektor seit Sommer 2022 auf einem Abwärtstrend. Nun verzeichnet der Zentralschweizer Industriesektor erstmals eine Erholung. Auch wenn die Geschäftslage noch immer mehrheitlich als schlecht eingeschätzt wird, hat sich diese Einschätzung seit November monatlich verbessert. Auf gesamtschweizerischer Ebene konnte eine solche Trendumkehr erst zwischen März und April 2024 verzeichnet werden. Die Treiber hinter dieser Entwicklung sind exportorientierte Unternehmen sowie Konsumgüterhersteller, die mit einer baldigen Stärkung der Nachfrage aus dem In- und Ausland rechnen. Bei Herstellern von Investitionsgütern ist hingegen noch keine Trendumkehr zu beobachten. Dort sind die Auftragsreserven nach wie vor tief und grosse Auftragseingänge sind noch nicht in Sicht. 

Der Detailhandelssektor hat sich seit dem letzten Quartal ebenfalls positiv entwickelt. Die Stimmung bei den Detailhändlern ist jedoch deutlich tiefer als im Vorjahr.

Mit leichten Verbesserungen gegenüber der bereits sehr guten Wirtschaftslage im letzten Quartal sehen sich die Sektoren Baugewerbe, Projektierung und der Finanzsektor. Unternehmen im Bausektor und im baunahen Wirtschaftsbereich Projektierung verzeichnen eine günstige Ertragsentwicklung. Von einer Zunahme der Nachfrage kann in näherer Zukunft aber nicht ausgegangen werden.

Im Vergleich zum letzten Quartal hat sich die Geschäftslage im Gastgewerbe am deutlichsten eingetrübt. Nach einem starken Winter sind die Aussichten für den Rest des Jahres pessimistischer. Die Umsätze können gegenüber dem letzten Jahr wohl nicht gesteigert werden.

Grosse Herausforderungen sind auch im Grosshandel beobachtbar. Insbesondere Unternehmen im Grosshandel mit Maschinen und Ausrüstungsgütern schätzen ihre gegenwärtige Geschäftslage deutlich negativer ein als noch vor drei Monaten. Auch Grosshändler von Konsumgütern erachten ihre Wirtschaftslage schlechter als im Vormonat. Die Warenvorräte sind eher hoch, der Sektor rechnet aber auch mit einer Erhöhung der Nachfrage in nächster Zeit.
 

Bedarf an Arbeitskräften nimmt ab


Trotz der Aufhellung der Geschäftslage und den positiven Aussichten haben Zentralschweizer Unternehmen ihren zukünftigen Arbeitskräftebedarf deutlich gesenkt. Der Beschäftigungsindikator misst die Differenz zwischen Unternehmen, die eine Erhöhung des Personalbestandes und Unternehmen, die eine Verringerung der Belegschaft in den nächsten drei Monaten planen. Dieser Saldo hat über die ganze Zentralschweiz zwischen Januar und April um 35 Prozent abgenommen. Insbesondere im Gastgewerbe ist eine klare Korrektur zu beobachten. Im Januar 2024 betrug der Saldowert fast 70 Prozent. In der neuesten Umfrage beträgt er lediglich knapp über 30 Prozent. Dennoch ist der Arbeitskräftemangel im Gastgewerbe von allen Sektoren am ausgeprägtesten, gefolgt vom Finanzsektor. In der Industrie überwiegt der Anteil an Unternehmen mit einem gegenwärtig zu hohen Personalbestand nach wie vor. Eine Mehrheit der Unternehmen in diesem Sektor möchte in den nächsten drei Monaten Personal abbauen.
 

 

Für Fragen und Anmerkungen:

Yves Spühler | Leiter Wirtschaftspolitik und Ökonomie

Datengrundlage und Lesehilfe zu den Grafiken

Geschäftslageindikator:

Die in den Grafiken zur Geschäftslage (Grafik 1 und 2) verwendeten Daten beruhen auf der Unternehmensumfrage «Geschäftslageindikator» der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. In der Umfrage werden die Unternehmen gebeten, ihre Gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen. Sie können die Lage mit «gut», «befriedigend» oder «schlecht» bezeichnen. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten «gut» und «schlecht». Die Grafik zeigt saisonbereinigte Werte der Zentralschweiz über die abgebildeten Wirtschaftsbereiche. Die Position in der Horizontalen weist die Einschätzung über die aktuelle Geschäftslage der Firmen aus, auf der Vertikalen wird die Differenz zur Befragung im Vorquartal angezeigt. Die Grösse der Kreise stellt die Wichtigkeit des Sektors in der Zentralschweiz dar, hier gemessen als Anteil der Beschäftigten.

Lesebeispiel Grafik 1:

Kommt eine Branche in den Quadranten 2 oder 3 zu liegen, ist der Anteil an Unternehmen, die die Geschäftslage als schlecht einschätzen grösser als der Anteil an Unternehmen, die die Geschäftslage als gut einschätzen. Branchen in den Quadranten 1 und 2 weisen eine Verbesserung der Geschäftslage im Vergleich zum Vorquartal auf, während sich Branchen im Quadranten 2 trotz Verbesserung im negativen Bereich befinden und Branchen im Quadranten 1 im Positiven Bereich. 

Beschäftigungsindikator:

Die in den Grafik zur Beschäftigung (Grafik 3) verwendeten Daten beruhen auf der Unternehmensumfrage «Beschäftigungsindikator» der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. In der Umfrage werden die Unternehmen gebeten, ihren gegenwärtigen Bestand an Beschäftigten zu beurteilen und allfällige Veränderungen in den nächsten drei Monaten zu prognostizieren.

Ist der Wert des Indikators positiv, möchten mehr Unternehmen ihren Personalbestand aufbauen als abbauen. Bei einem Wert von Null ist der Anteil der Unternehmen, die Stellen abbauen möchten und Unternehmen, die Stellen schaffen möchten gleich gross. 

Branchenzugehörigkeit:

Baugewerbe: Hochbau, Tiefbau und Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe (NOGA 41-43)

Industrie: Verarbeitendes Gewerbe / Herstellung von Waren (NOGA 10-33)

Grosshandel: Grosshandel ohne Handel mit Motorfahrzeugen (NOGA 46)

Detailhandel: Detailhandel ohne Handel mit Motorfahrzeugen (NOGA 47)

Gastgewerbe: Beherbergung und Gastronomie (NOGA 55-56)

Finanzsektor: Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (NOGA 64-65)

Projektierung: Architektur- und Ingenieurbüros (NOGA 71)

Verschiedene Dienstleistungen: Übrige Dienstleistungsbranchen ohne staatsnahe Branchen und Staatssektor, Verkehr und Lagerei (NOGA 49–53), Information und Kommunikation (NOGA 58–63), Grundstücks- und Wohnungswesen (NOGA 68), Erbringung von freiberufl., wissen. u. techn. Dienstl. (NOGA 69–75, ohne 71), Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstl.(NOGA 77–82), Kunst, Unterhaltung und Erholung (NOGA 90–93)

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